Lebendiges Totholz: Abgestorbener Baum bleibt in Grünanlage Mozart-/Beethovenstraße als Lebensraum erhalten
In der Grünanlage Mozart-/Beethovenstraße steht eine besondere Pappel – obwohl sie längst abgestorben ist. Die kanadische Pappel zeigt, wie wertvoll ein Baum auch über sein Lebensende hinaus sein kann. Bereits in der Vergangenheit hatte die Stadt den stattlichen Baum aus Sicherheitsgründen gekappt, da Schäden in Krone und Stamm festgestellt wurden. Heute zersetzen Pilze das verbliebene Holz – und wer genau hinsieht, kann die Pilzfruchtkörper am Stamm entdecken.
Totes Holz – Lebensraum und Nährstoffquelle
Der langsame Zerfall des Totholzes ist ein natürlicher Prozess, der oft unterschätzt wird. Denn während der Baum selbst nicht mehr wächst, lebt es im Holz weiter. Die im Stamm gespeicherten Nährstoffe gelangen zurück in den natürlichen Kreislauf und dienen als Grundlage für neues Leben. Zugleich bietet der abgestorbene Baum unzähligen Insekten, Vögeln und anderen Tieren eine Heimat – besonders in der Winterzeit.
„In der Pappel der Grünanlage scheinen sich Fledermäuse und Turmfalken besonders wohlzufühlen. Beobachtungen zufolge herrscht reges Treiben rund um den Baumstamm“, berichtet Detlev Brünig. Ob es sich dabei um Schlaf- oder Brutstätten handelt, ist noch unklar – fest steht jedoch, dass der tote Stamm voller Leben ist.
Ein Baum bleibt stehen – für die Natur und ihre Bewohner
Stehendes Totholz in dieser Größe ist eine Seltenheit. Oft werden alte Bäume aus Sicherheitsgründen entfernt. Doch in der Grünanlage Mozart-Beethovenstraße hat die Stadt Rastatt eine andere Entscheidung getroffen: Der Baumtorso bleibt stehen, bis er durch natürliche Verwitterung von selbst zusammenbricht.
Zur Gewährleistung der Sicherheit wird der Gefahrenbereich rund um die Pappel abgesperrt. Der Aufbau eines Staketenzauns ist in den kommenden Tagen geplant. Nach der Absperrung ist das Betreten des Bereichs nicht mehr gestattet, um Risiken zu minimieren. Besucher der Grünanlage sind jedoch eingeladen, den Baum aus sicherer Entfernung zu bestaunen. „Mit etwas Glück können sie Fledermäuse beobachten oder den Turmfalken an einer Asthöhle entdecken“, stellt Brünig in Aussicht.
Ein Beitrag zu mehr Natur in der Stadt
Mit dem Erhalt dieses besonderen Totholzes setzt die Stadt Rastatt ein Zeichen für mehr Natur und Biodiversität in urbanen Räumen. Der Fachbereich Ökologie und Grün betreut das Projekt und sorgt dafür, dass die abgestorbene Pappel ein Vorbild für nachhaltigen Umgang mit alten Bäumen wird.