Stadtgeschichte im Überblick
Viele bedeutende historische Ereignisse wie der Rastatter Frieden und die Badische Revolution prägten Rastatt in den vergangenen Jahrhunderten. Wahrzeichen der Stadt sind bis heute zwei Schlösser, die aus der Zeit der Herrschaft der Markgrafen von Baden-Baden stammen. Seit 1956 ist Rastatt Große Kreisstadt, die größte Stadt im Landkreis Rastatt und ein bedeutender Wirtschaftsstandort zwischen Karlsruhe und Offenburg. Über 50.000 Bürgerinnen und Bürger aus 127 Ländern leben inzwischen in der Barockstadt.
1084
Die erste urkundliche Erwähnung von Rastatt findet man unter dem Namen "Rastetten" in einer Handschrift des Klosters Hirsau aus dem Jahre 1084.
1203
1203 wird erstmals eine Kirche in Rastatt erwähnt. Es handelt sich um die heutige Bernharduskirche.
1404
König Ruprecht von der Pfalz verleiht dem Ort 1404 das Marktrecht. Der Markt entwickelt sich zu einem bevorzugten Handelsplatz für Elsässer Wein. Rastatt führt deshalb heute noch die Weinleiter in seinem Stadtwappen.
1700
Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden, der von 1677 bis 1707 regiert, entscheidet im Jahr 1700, sein zunächst geplantes Jagdschloss als moderne barocke Residenz auszubauen: Das heutige Rastatter Schloss entsteht. Um 1700 erhält Rastatt dann die Stadtrechte.
1705
Das Rastatter Residenzschloss ist eines der frühesten deutschen Beispiele für die Nachahmung des Schlosses von Versailles. 1705 zieht Markgraf Ludwig Wilhelm von Baden-Baden mit seiner Familie in den Seitenflügel des Schlosses ein. Nur zwei Jahre später verstirbt Ludwig Wilhelm im Januar 1707. Von da an herrscht seine Ehefrau Sibylla Augusta 20 Jahre als Regentin über das Land.
1714
1714 ist Rastatt Schauplatz, an dem europäische Geschichte geschrieben wird. Hier wird mit dem Rastatter Frieden der spanische Erbfolgekrieg beendet, in den alle europäischen Großmächte seit 1701 involviert sind. Ort für die viermonatigen Friedensverhandlungen ist das Schloss Rastatt.
1771
Mit dem Aussterben der Baden-Badener Linie fällt die Markgrafschaft 1771 an das protestantische Baden-Durlach.
1797 bis 1799
Die neue Landesregierung unter Markgraf Karl Friedrich ergreift verschiedene Initiativen zur Förderung der Rastatter Wirtschaft. Dazu zählt die Ausrichtung des Rastatter Kongresses, der von 1797 bis 1799 im Schloss tagt, oder die Gründung einer Wagenfabrik.
Auch das Hofgericht und später die Mittelrheinkreisregierung werden in Rastatt ansässig. So entwickelt sich die Stadt Rastatt in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einem wohlhabenden Behördenzentrum.
1811
Rastatt wird Hauptstadt des Murgkreises und Garnison des Deutschen Bundes.
1842
Im Jahr 1842 beginnt der Bau der Rastatter Bundesfestung. Für die Stadt Rastatt bedeutet dieser einen tiefen Einschnitt in die Stadtentwicklung. Das Stadtbild und auch das Leben in der Stadt verändern sich grundlegend. Die Behörden ziehen weg, die wirtschaftliche Entwicklung ist fortan sehr eingeschränkt und stark vom Militär abhängig.
1844
Am 1. Mai 1844 wird die Bahnlinie Karlsruhe-Rastatt eröffnet. Am 6. Mai folgt die Teilstrecke Rastatt-Oos.
1849
1849 ist Rastatt zentraler Schauplatz der Badischen Revolution. Mit 5.500 Mann zieht sich vom 1. bis 23. Juli ein großer Teil der revolutionären Truppen in die Bundesfestung zurück, während draußen die Preußen die Festung belagern. Am 23. Juli kapitulieren die Revolutionäre vor den preußischen Belagerern.
1890
1890 wird die Festung aufgegeben und anschließend größtenteils abgerissen. Mit der Entfestigung wird Rastatt wieder eine offene Stadt. Neue Industrieunternehmen kommen nach Rastatt und bringen der Stadt Wohlstand.
Erster und zweiter Weltkrieg
Der Erste Weltkrieg und die Weltwirtschaftskrise stoppen den wirtschaftlichen Aufschwung in Rastatt. Der Alltag der kommenden Jahrzehnte ist gekennzeichnet von Arbeitslosigkeit, Wohnungsnot und Armut. Im Dritten Reich wird Rastatt wieder Garnisonsstadt und entgeht seiner Zerstörung im Zweiten Weltkrieg nur knapp.
Nach dem Krieg ziehen französische Soldaten in die Kasernen und prägen das Leben in der Stadt bis zu ihrem Abzug in den 90er-Jahren des 20. Jahrhunderts.
1946
Am 15. September wählt die Bevölkerung erstmals nach mehr als 12 Jahren Diktatur nach demokratischen Grundsätzen einen Stadtrat bestehend aus 12 Männern.
1946-1954
Im Schloss Rastatt finden vor dem französischen Tribunal général die sogenannten „Rastatter Prozesse“ gegen Verantwortliche des Deutschen Reichs zur Zeit des Nationalsozialismus statt. Bis 1949 werden 235 Prozesse gegen nationalsozialistische Funktionsträger verhandelt; noch bis 1954 kommt es vor dem Tribunal supérieur zu Revisionsverfahren.
1956
Seit dem ersten April 1956 ist Rastatt eine Große Kreisstadt.
1965
Seit 1965 besteht die Städtepartnerschaft mit Orange in der französischen Provence.
1971-1974
Im Zuge der Gemeindereform in den 1970er-Jahren werden Niederbühl, Plittersdorf, Ottersdorf, Wintersdorf und Rauental eingemeindet.
1984
Mit New Britain in den USA schließt Rastatt 1984 eine Städtepartnerschaft.
1986
Zwei Jahre später, 1986, wird die Städtepartnerschaft zwischen Rastatt und Fano in Italien unterschrieben.
1988
Bis nach Brasilien reichen die Beziehungen der Stadt Rastatt. Seit 1988 besteht eine Patenschaft zu Entre Rios in Brasilien.
1991
1991 geht Rastatt mit der tschechischen Stadt Ostrov (ehemals Schlackenwerth) die vierte Städtepartnerschaft ein.
1993
Als Abschiedsgeschenk an die abziehenden französischen Soldaten findet in Rastatt 1993 erstmals das internationale Straßentheaterfestival „tête-à-tête“ statt. Bis heute ist es ein Highlight im Kulturkalender der Stadt.
1997
Mit der Eröffnung eines Werkes der Daimler AG wird Rastatt 1997 ein bedeutender Standort der Automobilindustrie.
2001
2001 erweitert die Stadt Rastatt ihre Verbindungen ins Ausland. Woking in England ist nun die fünfte Partnerstadt.