Vortrag in der Historischen Bibliothek Rastatt: Die vielschichtige Persönlichkeit des Revolutionsdirektors Josef Scharpf
Die Historische Bibliothek Rastatt lädt am Mittwoch, 11. Dezember, um 18 Uhr zu einem spannenden Vortrag ein: Dr. Uli Steiger beleuchtet unter dem Titel „Revolutionsdirektor Josef Scharpf: von ‚krummen Füßen‘ und die ‚rot geblümelten weißen Schlafjacken‘“ das bewegte Leben und Wirken von Josef Scharpf, einer kontroversen Figur der Rastatter Bildungsgeschichte. Dr. Steiger zeigt, dass es sich bei Josef Scharpf – anders als häufig dargestellt – um eine vielschichtige Persönlichkeit handelt.
Der Vortrag findet im Bibliothekssaal der Historischen Bibliothek im Ludwig-Wilhelm-Gymnasium statt (Lyzeumstraße 11). Der Eintritt ist frei, eine Anmeldung nicht erforderlich.
Josef Scharpf trat 1840 die Nachfolge des hochgeschätzten Direktors Joseph Loreye am Lyzeum Rastatt an. Doch von Anfang an hatte er einen schweren Stand am Lyzeum. In der bisher wenig differenzierten Betrachtung kam er überwiegend schlecht weg und wurde meist als Karikatur eines Schuldirektors dargestellt. Dies lag nicht nur an den wenig schmeichelhaften Urteilen seiner Zeitgenossen, darunter Albert Förderer und Loreye selbst. Sondern auch an seinem ungewandt-linkischen und wenig sensiblen Verhalten während der Revolutionsjahre sowie seinem Auftreten, das das Bild eines „autoritären Zuchtmeisters“ mit einem „fanatischen Disziplinseifer“ prägten. Damit hatte er versucht, seine mangelnde Autorität gegenüber den Schülern wie auch gegenüber den Kollegen zu kompensieren.
Ein differenziertes Porträt einer komplexen Figur
Dr. Steiger greift in seinem Vortrag die bislang einseitige Wahrnehmung Scharpfs auf und plädiert für eine gerechtere Neubewertung. Dabei wird er auch die weniger bekannten Stationen aus Scharpfs Leben beleuchten, insbesondere seine Jahre in Offenburg und die Anfänge in Rastatt. Der Fokus liegt darauf, Scharpf nicht nur als umstrittenen Pädagogen und alkoholabhängigen Revolutionsakteur darzustellen, sondern auch seine frühen Jahre als engagierter Altphilologe und Lehrer zu würdigen. Bildung und das Wohl seiner Schüler standen bei Scharpf nachweislich an erster Stelle, bevor ihn persönliche und gesellschaftliche Umstände in die Isolation drängten.